Es gibt ganz besondere Duelle im deutschen Fussball. Viele davon haben eine lange Tradition, wie die Revierderbys zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund, andere waren früher mal bedeutsamer, als sie es heute sind, wie vielleicht Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München. Und dann gibt es den SV Rödinghausen gegen den TuS Haltern am See. Dieses Duell ist deswegen erwähnenswert, weil nur eine Seite das als so besonders empfindet. Der SV Rödinghausen hat sich in den letzten 10 Jahren zu DER Top-Adresse im Westfälischen Amateurfussball entwickelt hat. Mit einem starken finanziellen Background, aber auch mit einer klaren und nachhaltigen Strategie. Die Ostwestfalen sind der einzige westfälische Regionalligist, dessen U23 in der Westfalenliga spielt und dessen Nachwuchsmannschaften es bis in die Bundesligen geschafft haben. Mit dem Häcker Wiehenstadion verfügen sie über ein modernes Stadien, das trotzdem nicht überdimensioniert ist. “Wenn man am Reißbrett einen nachhaltigen Regionalligisten mit tollen Trainings- und Spielbedingungen entwerfen möchte, dann sollte man nach Rödinghausen schauen”, äußert sich TuS-Sportdirektor Sascha Kopschina voller Respekt vor dem kommenden Gegner. Gleichzeitig erinnert er sich an einige dramatische Partien der beiden Vereine, insbesondere im Häcker Wiehenstadion. 2013 musste der TuS am letzten Spieltag in der Westfalenliga beim souveränen Tabellenführer und designierten Aufsteiger punkten, um nicht direkt wieder abzusteigen. Als die Gastgeber 2:0 führten, schien der Abstieg besiegelt. Doch die Seestädter drehten in der 2. Halbzeit durch Tore von Christian Alder, Tobias Becker und Patrick Draxler die Partie. Gleichzeitig lag der direkte Konkurrent aus Vreden mit 3:4 in Paderborn zurück. Was dann in der Nachspielzeit in Ostwestfalen passierte, war sicherlich einer der bittersten Momente der Vereinsgeschichte. Rödinghausen und Vreden erzielten jeweils die Ausgleichstreffer und der TuS musste den bitteren Gang in die Landesliga antreten. 2017 folgte dann die nächste Runde. Auf dem Nebenplatz schien der TuS am vorletzten Spieltag gegen die U23 des SVR schon auf der Siegerstraße, musste nach 2:0-Führung aber doch noch den Ausgleich hinnehmen und um den Aufstieg in die Oberliga zittern. Vor einem Jahr wiederum begegneten sich beide Teams im Westfalenpokal-Halbfinale, als die Mannschaft von Magnus Niemöller an einem Freitag Abend dem Regionalligisten so energisch die Stirn bot, dass zeitweise sogar eine Sensation in der Luft lag. Am Ende setzte sich der Favorit mit 3:0 nach Verlängerung durch. Und das bislang letzte Kapitel im Herbst musste im Elfmeterschießen entschieden werden. Wieder war es der Westfalenpokal, dieses Mal in der Stauseekampfbahn. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung gab es keinen Sieger, ehe dann Stefan Oerterer den letzten Strafstoß vergab. “So langsam reicht es jetzt auch” lacht Kopschina. “Die Ergebnisse waren bitter, aber irgendwie blicke ich sogar ein Stück weit positiv auf alle diese Spiele zurück. Denn sie waren einschneidend, sie waren zum Teil Wendepunkte, aber sie waren vor allen Dingen sehr dramatisch und unterhaltsam. Und das lag an unserem Auftreten.”
Am morgigen Samstag heißt es also “Und schon wieder Rödinghausen…”. Anstoß ist um 14:00 Uhr im Häcker Wiehenstadion, Auf der Drift in Rödinghausen. Magnus Niemöller muss dabei weiterhin auf Cedric Vennemann, Niklas Kaiser, Nick Schorn und Alexander Rothkamm verzichten, der Einsatz von Torhüter Tim Oberwahrenbrock ist fraglich.
Erwartet werden milde 13 Grad bei mäßigem Wind. Auf der überdachten Tribüne dürfte also ein schwarzer TuS-Sweater ausreichen:
© Holger Lindner